Dieser Smart wächst über sich hinaus
Vergesst den fortwo: Smart geht XXL! Mit dem neuen Concept #5 übertrumpft die Kultmarke sogar Mercedes – und wagt sich abseits urbaner Pfade.
Bild: Smart
von
- Thomas Geiger
23. April 2024
Dagegen wirkt selbst der neue
Countrymannoch richtig Mini. Denn wenn
Smartjetzt auf der Autoshow in Peking das Tuch vom Concept #5 zieht, wächst die im Joint Venture mit Geely nach China übersiedelnde Micro-Marke im Mercedes-Imperium zu maximaler Größe heran.
Während sie in Hambach gerade die
Produktion des fortwo eingestelltund so auch noch die letzten Wurzeln zur minimalistischen Mobilität gekappt haben, machen sie jetzt am andern Ende der Welt Lust auf ihr bis dato größtes Modell – und zeigen einen Maxi, der mit 4,75 Meter Länge sogar noch den
Mercedes GLCüberragt. Damit hat sich die Sache mit dem Citycar dann endgültig erledigt.
Smart #3 mit Rabatt bei Carwow
"Mehr als ein Vierteljahrhundert lang stand Smart für urbane Mobilität und clevere Lösungen im Stadtverkehr", blickt CEO Dirk Adelmann zurück. "Das Concept #5 ist deshalb das vielleicht überraschendste und zugleich vielseitigste Auto, das unsere Marke je entworfen hat. Damit lassen wir alle Grenzen hinter uns und öffnen ein neues Segment für unsere Kunden in Europa und dem Rest der Welt."
Dass es die Marke aus dem Dschungel der Großstadt und dem urbanen Umfeld hinaus aufs Land zieht, unterstreichen die Designer mit einem ausgesprochen rustikalen Auftritt, der nicht nur für die Provinz taugt, sondern gleich für Prärie und Pampa. Denn der Fünfer sieht aus, als hätte er zu lange zwischen einem Jeep
Avengerund einer
Mercedes G-Klassegeparkt, so breit und bullig ist sein Bug mit dem massiven Unterfahrschutz, so wuchtig sind die Radläufe, und so kantig ist die Kehrseite.
Innen wächst der Smart #5 mit
Innen wächst der Smart mit – und das gilt bei rund drei Meter Radstand nicht nur für das formidable Platzangebot auf den Einzelsitzen im Fond der Studie, die in Serie wohl zu einer konventionellen Rückbank werden, und den für Smart-Verhältnisse fast schon expeditionstauglichen Kofferraum.
Und vor allem gilt das für die Wertigkeit. Denn wo frühe Smart immer ein wenig nach Kaugummiautomat ausgesehen haben, atmet das Konzept jetzt Lack und Leder und steht der Stuttgarter Muttermarke in nichts nach. Nur dass es im
GLCzum Beispiel keinen Beifahrersitz mit ausklappbarer Beinauflage gibt.
Im Gegenteil. Spätestens wenn es ums elektronische Outfit geht, wirkt selbst die kommende MBUX-Generation für den nächsten CLA fast schon wieder verstaubt. Zwei riesige OLED-Displays prangen im co*ckpit, und auf dem AMD-Highspeed-Prozessor läuft ein smarter Bot, dessen künstliche Intelligenz so viel Gesprächstalent und vor allem Verständnis hat wie ChatGPT.
Und wer sich beim Auto tatsächlich noch fürs Fahren interessiert, der hat in der Mercedes-Familie künftig ebenfalls leichte Wahl: Die 800 Volt-Technik garantiert unglaublich schnelles Laden (in 15 Minuten auf 80 Prozent), der mehr als 100 kWh großer Akku erlaubt eine Reichweite von über 550 Kilometern. Das sollte genügen, um sich aus der City hinauszutrauen und mal eine Landpartie zu wagen.
Noch trägt der #5 den Vornamen "Concept". Aber Europachef Dirk Adelmann lässt keinen Zweifel daran, dass dieses Präfix nur von kurzer Dauer ist. Noch in diesem Jahr soll der Fünfer in China in den Handel kommen und dann 2025 auch bei uns übers Land rollen. "Und, wie man es von uns seit dem #1 gewohnt ist, mit überraschend wenig Änderungen", lässt Adelmann durchblicken.
Konkurrenzloser Preis des Smart #5
Gut möglich, dass er ein bisschen was von seiner Abenteuer-Garderobe ablegen muss, weil die Wüste weit ist in Wien oder Wuppertal. Und die beleuchteten Astabweiser werden es wohl auch in China nicht über die Zulassungshürden schaffen. Doch Digitalanzeigen für den Reifendruck zum Beispiel, die Lichtsignatur am Dachträger und drinnen das von Swarovski-Kristallen inspirierte Funkeln in den Türen, das hat durchaus Chancen.
Vor allem aber dürfte der Smart #5 mit seinem – zumindest in der alten Mercedes-Welt – konkurrenzlosen Preis überraschen. Ja, natürlich wird er deutlich teurer als ein #1, der bei 37.490 Euro startet. Aber wenn Adelmann tatsächlich seinen Plan von einem Einstiegspreis deutlich unter 50.000 Euro umsetzen kann, dann sind nicht nur
Mercedes EQAund EQB ausgepreist, sondern dann verliert auch ein neuer
EQCvon seinem Reiz – wann immer der auch kommen mag.
Smart und Mercedes weiter im selben Showroom
Und der Blick zu
Mercedesist bei Smart noch immer vonnöten. Genau wie Mercedes ein wachsames Auge auf Smart hat. Schließlich stehen die chinesischen Verwandten bei uns noch immer in den gleichen Showrooms – und bekommen dort womöglich bald noch mehr Platz. Schließlich füllt Smart mit seinen XXL-Modellen genau jene Lücken, die das Mutterhaus mit dem Abschied von
A-Klasseund Co am unteren Ende des Mercedes-Programms reißt.
Und für alle, denen der #5 eine oder gar zwei Nummern zu groß ist, hat Adelmann einen buchstäblich kleinen Trost: Die Schwaben wollen das eine tun, ohne das andere zu lassen – und arbeiten mit Hochdruck an einem Nachfolger für den fortwo. Denn nur weil sie sich jetzt aufs Land wagen, wollen sie die Stadt nicht der Konkurrenz überlassen.
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